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Editorial 12 (2006) H.1

 

Editorial 12 (2006) H.1

Liebe Leser,

das vorliegende Heft 1 des Jahrgangs 2006 erscheint verspätet erst im Sommer 2007. Für diese Verzögerung bitten wir um Entschuldigung. Zusammen mit unseren Gutachtern, denen wir an dieser Stelle für ihre Arbeit herzlich danken, sind wir bemüht, die Qualität der Zeitschrift uneingeschränkt zu halten. Dies führt in manchen Situationen dazu, dass es zu einem Konflikt zwischen der Zeit kommt, die für die Arbeit an der Qualität publikationsfähiger Manuskripte erforderlich ist, und der Notwendigkeit des regelmäßigen Erscheinens der Zeitschrift. Diesen Konflikt wollen wir nicht zu Lasten der fachlichen Standards lösen. Um in Zukunft pünktlicher erscheinen zu können, haben wir uns deshalb zu einer Reihe von Maßnahmen entschlossen.

Eine Veränderung in der Herausgeberschaft soll den Arbeitsablauf in unserer Zeitschrift verbessern. Die bisherigen Herausgeber Elena Esposito, Peter Fuchs, Michael Hutter, André Kieserling und Gunther Teubner wechseln in den Wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift. Wir danken ihnen für ihre bisherige Arbeit; wir haben vereinbart, dass sie uns zusammen mit den anderen Mitgliedern des Beirats weiterhin tatkräftig beim Einwerben von Beiträgen für die Zeitschrift unterstützen. Tatsächlich stellen wir immer wieder fest, dass die Arbeit an einer Zeitschrift über das Begutachten eingereichter Beiträge hinausgeht. Wir kommen nicht darum herum, erfahrene Kollegen und junge Nachwuchswissenschaftler bei ihren Überlegungen, für welche Zeitschriften sie welche Beiträge verfassen, aktiv zu unterstützen.

Wir freuen uns sehr, dass wir Cornelia Bohn als eine neue Mitherausgeberin gewinnen konnten. Sie wird sich zusammen mit William Rasch, unserem »American Editor«, Urs Stäheli, Rudolf Stichweh und mir um die Sicherstellung der Qualität unserer Zeitschrift kümmern. Die Arbeit von Johannes Schmidt in der Redaktion und Hendrik Wortmann in der Einwerbung und Betreuung von Rezensionen ist dankenswerterweise gesichert.
Dem Lucius & Lucius Verlag danken wir bei dieser Gelegenheit für seinen Rat, seine Geduld und seine Unterstützung.

Um uns neben dem allgemeinen Zufluss von Manuskripten auf das aktive Einwerben von Beiträgen konzentrieren zu können, haben wir uns entschlossen, in Zukunft vermehrt Themenschwerpunkthefte bei verschiedenen Kollegen, auch außerhalb des Herausgeberkreises, in Auftrag zu geben. Diese Hefte erlauben es uns, die Bedeutung ausgewählter Problemstellungen zu unterstreichen und für sie Autoren zu gewinnen, die auch jenseits des engeren Kreises der Arbeit an einer soziologischen Systemtheorie forschen. Nicht umsonst trägt unsere Zeitschrift den Untertitel einer »Zeitschrift für soziologische Theorie«.

Den Anfang macht in diesem Jahr William Rasch, der im Heft 2 / 2006 Texte von Niklas Luhmann, Hans-Georg Moeller, Costas Douzinas, William E. Scheuerman, David Bates, Niels Werber und Jan-H. Passoth zum Verhältnis von Politik und Menschenrechten versammelt. Für den Jahrgang 2007 planen wir ein Doppelheft mit ausgewählten Beiträgen der Konferenz »Ten Years Niklas Luhmann’s Die Gesellschaft der Gesellschaft«, die im Dezember 2007 in Luzern, Schweiz, stattfinden wird. Mit diesem Doppelheft, das im Frühsommer 2008 erscheinen soll, werden wir in einen pünktlichen Publikationsrhythmus zurückfinden. Die Resonanz auf diese Konferenz ist vielversprechend, so dass wir mit einer interessanten Publikation rechnen.

Wir sind uns bewusst, dass wir mit dieser Zeitschrift an einem Programm festhalten, das zwischen einer kulturwissenschaftlichen Auslegung der Soziologie auf der einen Seite und der Mathematisierung der Systemtheorie auf der anderen Seite einen genuin sozialwissenschaftlichen Theorieanspruch in der soziologischen Forschung vertritt. Wir halten dies für sinnvoll, weil es unseres Erachtens nach wie vor darum geht, die Balance zu halten zwischen einer Diagnose gesellschaftlicher Lagen und Zustände einerseits und der Überprüfung und Diskussion dafür brauchbarer theoretischer und empirischer Ansätze andererseits. Die Selbstreferenz und die Fremdreferenz der soziologischen Arbeit müssen aufeinander bezogen werden, um sie im einzelnen Arbeitsschritt dann auch wieder trennen zu können. Das inhaltliche Arbeiten an auch sehr spezifischen Sachthemen interessiert uns genauso so wie die Verfeinerung des begrifflichen Instrumentariums der Systemtheorie. Das gilt auch für den in der soziologischen Theorie immer noch ungewohnten Versuch, theoriegeleitete Annahmen mit Hilfe von Simulationsmodellen zu testen. Das kann einen größeren oder kleineren mathematischen Aufwand erfordern, wie drei im vorliegenden Heft dokumentierte Ansätze zeigen. Modelle haben den Vorteil, Annahmen offen legen zu müssen und begrenzten Beziehungen im Detail nachgehen zu können. Sie ersetzen die Theorie nicht, aber sie erlauben es, den Blick zu fokussieren. Das hat Talcott Parsons mit dem AGIL-Schema der human condition ebenso vorgeführt wie es Niklas Luhmann trotz seiner Abneigung gegen die Statik des Modelldenkens mithilfe des Autopoiesisbegriffs gezeigt hat. Wir danken Thomas Kron dafür, dass er diese Beiträge unserer Zeitschrift empfohlen hat.

Wir verstehen die Aufgabe der Arbeit der Herausgeber dieser Zeitschrift daher auch dahingehend, dass wir junge AutorInnen gerne bei ihrer Arbeit an möglichen Beiträgen für diese Zeitschrift unterstützen. Nach wie vor werden alle Beiträge zu dieser Zeitschrift von zwei externen Gutachtern beurteilt, bevor die Herausgeber ihre Publikationsentscheidung treffen. Im Vorfeld zu dieser Begutachtung haben die Herausgeber jedoch die Möglichkeit, bei der Themenfindung
und Methodenauswahl zu einzelnen Beiträgen behilflich zu sein. Das scheint uns nur konsequent, da wir eine soziologische Fachzeitschrift nicht nur als ein Organ der Publikation andernorts erarbeiteter Erkenntnisse verstehen, sondern darüber hinaus auch als einen aktiven Teilnehmer am Forschungsprozess und an der Diskussion möglicher Ergebnisse.

Nicht zuletzt möchten wir daher unsere Leser bitten, die Zeitschrift auch als ein Organ der Dokumentation des Stands der Dinge in der soziologischen Systemtheorie zu verstehen. Hier ist nichts je abgeschlossen, sondern alles in einem mal ruhigeren, mal bewegteren Fluss. Wir wünschen uns Beiträge, die dieses Engagement aufgreifen und verstärken.

Für die alten und die neuen Herausgeber

Dirk Baecker
Berlin, im April 2007

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